ADHS & ADS – Ein brisantes Thema, ja. Darüber spricht man nicht! Immer noch nicht.
Aber ich möchte euch meine Sicht der Dinge erneut als Betroffene und als Familienblog vorstellen. Mein 1.0-Blog-Artikel ist von Dezember 2015, damals war ich noch ganz frisch in der Mama & Papa-Blog-Szene, jetzt wird es Zeit, das Thema erneut auf den Tisch zu knallen.
Warum?
Weil ich keinen Bock mehr habe, mich für mich und meine Kinder schämen zu müssen. Weil ich es leid bin, dass so viele Unwissende mit Beiträgen & Kommentaren um sich werfen, obwohl sie keinerlei Ahnung haben, wovon sie sprechen. Man wird in Foren und überall dort wo viele Menschen sind, regelrecht zerfleischt, wenn man sagt:
„ADHS gibt es sehr wohl!“
Aber nicht, weil die große Mehrheit davon überzeugt ist, nein, sondern weil man Angst haben muss (wenn man demjenigen zustimmt) genauso „angemacht“ zu werden wie die Person, die den Arsch in der Hose hat und sich gegen Aussagen wie „ADHS gibt es nicht!“ stellt. Also schweigt man und sieht sich den Verlauf der Katastrophe an. Wer möchte schon sich oder seine Kinder bloßstellen?
Ich bin mittlerweile in einigen Foren für Hochbegabte und ich lese tagein, tagaus dieselben Symptome, aber diese als ADHS zu erkennen, das überlasse ich den Eltern, aus den eben schon genannten Gründen 😉 Wenn man sagt: dein Kind könnte ADHS haben, wird das gleich gesetzt mit: ihr habt die Pest!
Als Betroffene, denke ich, kann ich mich jetzt hier auch weit aus dem Fenster lehnen. Und daher wird das hier nun ein Blogpost mit einer Sichtweise, die beide Seiten vertritt. Meine persönliche Erfahrung. Das „Doch!“ und das „Quatsch“.
Und das ADHS nicht das ist, was man sagt, das Ritalin & Co. nicht das bewirken, was man „erwartet, aber auch, dass einige Ärzte von ADHS kaum bis wenig Ahnung haben und deshalb Kinder vorschnell diagnostiziert werden und ADHS deshalb so einen Ruf hat.
Daher nun unser Erfahrungsbericht, den ich erhobenen Hauptes erneut mit euch Mamas & Papas teilen möchte, denn ich schäme mich nicht dafür. Im Gegenteil, ich weiß mittlerweile die Vorzüge zu genießen. Aber von Anfang an:
Kindergarten
Als mein Kind in den Kiga kam, wurde mir ziemlich schnell mitgeteilt ich solle mit ihr zur Ergo.
Wozu?
fragte ich mich, schließlich hat sie meiner Ansicht nach keine Probleme. Hat lebendig & fröhlich gespielt. Gut, als Mädchen ist sie lieber auf Bäume geklettert, als ruhig im Sand zu spielen. Puppen & Barbies wurden die Köpfe abgerissen, … ok. Aber sie hatte Interessen, und konnte da auch konzentriert spielen. War höflich und zuvorkommend. Hat sich an Regeln gehalten. War nicht aggressiv oder unverschämt. Sie hatte zwar nur eine feste Freundin und einen festen Freund, statt 20 Kumpels. Aber ist das schlimm? Sie war ein Kind von gerade mal 4 Jahren. Also dachte ich mir „WOZU?“
– Ist sie den Erziehern vllt einfach nur zu anstrengend? Fordert sie zuviel von ihnen?
Man sucht ja die Fehler immer erst mal bei anderen 😉 Das hieß: keine Ergo… „Bei der Ergo kugelt man doch eh nur mit Murmeln rum.“ Also habe ich mich dagegen gesträubt. Nein, ich habe mich damals nicht über die Ergo informiert. Ich habe, so wie es viele mit ADHS tun, das geglaubt, was man so gehört hat und das ergab für mich damals keinen Sinn. Damit war für mich das Thema erledigt.
Einschulung
Nach der Einschulung gab es nach dem ersten Halbjahr der 1.Klasse immer mehr Probleme mit ihr. Eben ab dem Zeitpunkt, wo sie sich dort 100 % Wohl und „angekommen“ fühlte. Zwischen „Klassenclown“-Anrufen und stundenlangen Hausaufgaben bei „baby-einfachen“ Aufgaben, mit vielen Tränen und Geschrei sind wir dann doch noch mal zum Kinderpsychologen bzw. unserem Kinderarzt. Wie schon 2 Jahre lang darüber gesprochen und beobachtet, haben wir uns dann nach weiteren 6 Monaten Testung zur Medikamentengabe entschlossen.
Es wurde nämlich nicht besser.
Aus „eine der Besten“ wurde „eine der Schlechtesten“, ein Störenfried, der andere dauerhaft ablenkt, dazwischen redet und ständig wichtige Schulultensilien vergisst. Sie hatte keine Lust, Kopf- & Bauchschmerzen, verweigerte die Hausaufgaben, Gezicke und Chaos überall. Wir haben uns nur noch gestritten, wenn es hieß „mach was für die Schule“. Und die Tage waren dann einfach nur noch grauenhaft. Für alle.
Alltag
Unser Tagesablauf war ungefähr so:
Morgens um 6:oo Uhr wurde aufgestanden, bis 7:oo Uhr sich angezogen, Zähne geputzt und Haare gekämmt (1 Stunde!). Trotz mehrmaligem Hinweis wie „Beeil dich bitte!“. Es wurden immer Dinge gefunden, die gerade interessanter waren. Immer. Und die eigentlichen Aufgaben, die Routine waren, wurden vergessen. Bis 7:2o Uhr wurde schnell gefrühstückt, um dann zur Schule zu gehen. Nach der Schule wurden teils 5 Stunden Hausaufgaben gemacht, wovon nichts „extra“ auf war. Die Lehrer sagen immer: 1.Klasse: höchstens 20 – 30 min Hausaufgaben. Hätten wir das so gemacht, hätte die Schule täglich angerufen.
Und nach dem Essen ging es fast schon wieder ins Bett. Wirklich Freizeit hatte sie nur am Freitag und Wochenende. Mit 6.
Symptome
Außerdem hatte mein Kind depressive Anflüge, hat nicht mehr an sich geglaubt. War davon überzeugt, dumm zu sein und „alle anderen sind eh besser“. Egal, wie viel Mut ich ihr mit Engelszungen zugesprochen hatte, egal, wie ich auf sie „eingeredet“, ermutigt und aufgebaut habe, es hat nie länger als 5 min gedauert, dann war sie wieder down. Bei altersgerechten Aufgaben hat sie kapituliert, nicht, weil sie nicht wusste wie das Ergebnis lauten soll, sondern weil sie an der Aufgabe scheiterte. Das wäre, wie wenn du weißt 6*6 ist 36 aber du weißt nicht, wie du das Rechnen sollst, du es aber erklären sollst. Auf der anderen Seite hat sie mit ihrem Wissen und der Genauigkeit geglänzt, und alles so „Woooow, sie ist aber schlau!“ Trotzdem ist sie abends mit Bauchschmerzen ins Bett, morgens mit Kopfschmerzen aufgestanden. Ständig hörte ich: „Ich will nicht in die Schule.“
Die Hölle. Jeden Morgen dieselben Diskussionen. Erst beim Anziehen, dann beim Frühstück. Aber die Option „Du kannst zu Hause bleiben“ gibt es nun mal nicht.
Welche Mutter möchte da nicht helfen? Statt Ergo haben wir dann die Einzeltherapie versucht. Diese hat aber leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht, außer das immer klarer wurde:
Diagnose: ADHS!
Und nun? Wir hatten die Diagnose schwarz auf weiß. Das kann doch eigentlich nicht sein. ADHS-Kinder sind doch „aggressiv“. Und bäumen sich ihren Eltern gegenüber auf. Sie kann sich doch „nur“ nicht konzentrieren und quatscht in einer Tour – gut, sie kann auch diskutieren, wie eine Große. Ist das ADHS? Wir wollten unser Kind aber nicht mehr so leiden sehen. Alle anderen Tests ergaben keine „Hoffnung“ auf zum Bsp. einen Ernährungsmangel.
Da sie seit Jahren über Kopfschmerzen klagte, war Sie sogar im MRT: nichts. Nachdem die Ärzte uns gesagt hatten, dass sie nichts gefunden haben, kamen die Kopfschmerzen nie wieder … Sie war und ist körperlich kerngesund.
Leicht haben wir uns die Entscheidung der Medikamentengabe gewiss nicht gemacht. Aber es ging einfach nicht mehr. Sie war ein Wrack. Ohne Freunde, ohne Hoffnung. Auch wir waren mit unserem Latein am Ende und unsere Nerven nur noch hauchdünn.
Was für andere selbstverständlich ist, muss hier an jedem Tag aufs Neue erinnert werden, wie eben Routineaufgaben; aufstehen, anziehen, Zähne putzen, Haare. Das Einzige, was immer geklappt hat, war das Aufstehen^^. Aber was danach folgt, war Zufall.
Sollen wir ihr wirklich diese Tabletten geben? Wird es sie verändern? Ist sie noch sie selbst? Ich mein, … das sind doch Drogen?!
Nach einer weiteren Wartezeit haben wir es dann gemacht – sie bekam die Tabletten.
Und ja, sie war wie ausgewechselt.
Denn sie war fröhlich. Und lebensfroh. Fühlte sich stark und schlau. War morgens schon komplett nach 10 min fertig und für die Hausaufgaben brauchte sie nur noch 20 min, wenn überhaupt.
Und nun? 5 Jahre später? Nun ist sie die beste in Ihrer Klasse. Hat Freunde. Und braucht nicht mal zu Hause lernen, denn sie „saugt“ alles schon im Unterricht auf.
Wenn wir uns aus egoistischen und unwissenden Gründen dagegen gestellt hätten, ihr nicht geholfen hätten, dann wäre aus der eigentlichen Abiturientin nur eine Sonderschülerin geworden.
Was ist ADHS?
Meinen Kindern habe ich ADHS so erklärt:
Stellt euch einen VOLLEN Keller vor, der unordentlich und verwüstet voller Kartons ist. Ihr werdet nichts finden, nur nach laaaaaaaaaanger Suche. Die Tabletten räumen auf. Und ihr werdet sehr viel schneller an das Gesuchte kommen. Das unafgeräumte überfordert manchmal und dann ist man manchmal schlecht drauf – btraurig oder sogar wütend
Vllt hilft es euch *Gegner* ADHS nun auch zu verstehen?
Natürlich gibt es noch eine ganze Menge Alternativen. Und man kann ADHS erst ab 6 Jahren zuverlässig testen und behandeln, eben dann, wenn die Kinder in die Schule kommen. Erfahrungsgemäß kommen sich die Kinder bei so vielen Tests als „Versuchskaninchen“ vor und fallen in ein sehr tiefes Loch, wenn die Therapien und Testungen keinen Erfolg, keine Antwort bringen.
Unterstützend ist Ergo allerdings schon wert- und sinnvoll, aber ohne Tabletten wird man kaum Erfolge erzielen können.
Vergesst nicht: das ist keine fachliche sondern meine persönliche Meinung & Erfahrung.
FAZIT ADHS:
Was ich euch mitgeben möchte, ist:
Habt Nachsicht und Respekt vor Eltern mit ADHS-Kindern. Gute Ratschläge führen ins nichts, weil man sie einfach nicht umsetzen kann. Kinder mit ADHS können sich viele Dinge nicht merken, einfache Dinge, regelmässige Dinge wie zum Bsp. „was ist 6, 9, b, oder d“. Mit diesen 4-ren hatten wir 1,5 Jahre lang zu kämpfen. Auch ganz schlimm: statt – wurde + gerechnet (und andersrum). Wörter wurden von hinten gelesen (so wie man es mit „großen“ Zahlen macht). Und schon am 1. Tag der Eingewöhnung der Tabletten waren das keine Themen mehr. Die Knoten waren fast geplatzt 🙂
Ich werde sehr viele damit nicht „erreichen“, aber ich hoffe, dass ganz viele andere noch mal überlegen, bevor sie vorschnell urteilen. Zwar habe ich hier hauptsächlich den schulischen Aspekt beschrieben, aber dieses unorganisierte, chaotische, lustlose oder aber auch übertriebene Verhalten zieht sich wie ein roter Faden in ALLEN Bereichen des Lebens des Betroffenen. Denn ADHS ist eine sehr große psychische Belastung für Kinder.
Und ich rede von „echten“ Fällen, nicht davon, dass Ärzte Kindern zu schnell diese Medikamente verschreiben – dann sollte man sich wirklich überlegen, ob DIESER Arzt etwas taugt – wir zum Bsp. hatten eine 2-jährige Beobachtungsphase unserer Kinder.
Und ich würde euch Eltern ans Herz legen, wenn ihr eure Kinder hier wiedererkennt; lasst auch ihren IQ testen! 3 meiner Kinder (wo ja bei 2-en schon ADHS ärztlich bescheinigt wurde) wurden auch hochbegabt getestet. Was auch der Grund ist, dass die „Symptome ADHS“ nicht direkt erkannt wurden. Sie können sich und uns über ihre Schwächen hinweg täuschen. Hochbegabung kann allerdings noch mehr Nachteile mit sich ziehen, wie Langeweile im Unterricht; Verweigerung der Hausaufgaben usw. Zusammen mit ADHS ist es eine große Belastung für sich selbst, Mitschüler, Lehrer – aber auch für die Eltern.
*
Einen ganz tollen Artikel wie Erwachsene mit ADHS leben, findest du hier: FOCUS
Und das kann ICH so auch bestätigen. 😉
Yvonne says
Liebe Nancy,
vielen , vielen Dank .
Ich glaube ich hatte auch damals schon deinen Beitrag kommentiert .
Wir haben uns auch für die Medikamente entschieden, bei uns ist es auch besser, aber nicht so wie bei euch, denn bei uns bzw. dem Zwerg geht der IQ in die andere Richtung und trotzdem war es auch hier die richtige Entscheidung, da stehe ich auch voll hinter. Ich hatte irgendwann mal was auf meiner fb Seite gepostet, weil mir diese Anfeinundungen auch ganz gewaltig gegen den Strich gehen.
Liebe Grüße Yvonne
metterschlingundmaulwurfn says
Ist es nicht immer die Richtige Entscheidung, wenn es dem Kind hilft? <3 Ich drück dich ganz doll :* Laß bloß nie den Kopf hängen <3
Martina von Jolinas Welt says
Klar gibt es ADHS!
Das schlimme ist, dass es auch Kinder gibt, bei denen hmmm sagen wir mal falsches und dauerhaftes Input von frühester Kindheit an zu ähnliches Symptomen führt und die dann in den ADHS-Topf geworfen werden zum Nachteil der Kinder die das wirklich haben.
In einem Buch, das eigentlich über Down Syndrom Forschung geht gibt es auch immer wieder Excurse über andere „Gehirntypen“ so wird es dort genannt, es sind einfach Varianten, die anders „ticken“ als bei dem 0-8-15-Bausatz.
Unser Glück ist, dass man unserer Tochter ansieht, dass ihr Gehirn einfach anders arbeitet, Pech, dass man dadurch auch gleich mal nix von ihr erwartet und doppelt Pech, eine Pille gibt es noch nicht dafür oder dagegen, wie man es auch sehen mag.
Ich finde es schade, dass man durch das anders sein des Kindes ganz schnell in der „assozialen“-Schublade landet. Oder wahlweise Schublade mit den unfähigen Eltern.
Ich denke ihr macht das richtig, denn es ist Euer weg und jeder weg ist anders, er muss nur passen. <3
Schön zu lesen wie es sich einfach durch Tabletten verbessern kann
wortgeflumselkritzelkram says
danke für deinen tollen post. danke danke danke. auch ich erlebe immer wieder, dass man sich quasi rechtfertigen muss oder zumindest erklären. warum eigentlich…..der räuberhauptmann und ich merken ja, wie gut es ihm mit tabletten geht, wieviel leichter er viele dinger händeln kann! und darauf kommt es an!
Andrea Czepl says
Vielen Dank für diesen tollen Bericht! Du sprichst mir aus der Seele! Auch ich bin eine ´betroffene´ Mutter. Ohne zu übertreiben kann ich sagen,daß wir als Familie zeitweise durch die Hölle gegangen sind.Aber am schlimmsten war und ist es für unseren Sohn! Danke nochmal! Es tut so gut so etwas zu lesen!!!
Olet lucernam! says
AD(H)S ist ein sehr heikles Thema. Ich finde es gut, dass du so offen darüber schreibst. Denn dazu braucht man Mut!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für die betroffene Person oft besser ist, diese Krankheit unter den Teppich zu kehren. Ansonsten wird da ganz schnell eine Schublade auf und gleich wieder zu gemacht, aus der es dann kein Entrinnen mehr gibt.
Besonders „schlimm“ ist es, wenn zu AD(H)S dann auch noch eine überdurchschnittliche Intelligenz/Begabung hinzukommt. Denn eigentlich gehört ein „verhaltensgestörtes“ Kind doch ein eine sonderpädagogische Einrichtung – oder etwa aufs Gymnasium? Ritalin&Co. sind für viele Betroffene ein deshalb wahrer Segen, denn nur so ist es oft möglich, das wahre Potential auch umsetzen zu können und vor allem auch aufs Schulzeugnis zu bringen. Ich weiß, bei entsprechend kleinen Klassen und individueller Erarbeitung des Schulstoffes würde es oft auch ohne Medikamente gehen. Da man aber in Sachen Schulen nehmen muss, was es gibt und die Krankenkassen auch keine Hauslehrer zur Verfügung stellen, hilft alles Jammern über unser Schulsystem nichts. Wenn in einer Klasse am Gymnasium 30 Kinder sind, muss dort auch ein AD(H)S-Kind zurecht kommen. Da hilft in der Regel nur die „böse Droge Ritalin“. Eine Alternative können diejenigen, die so laut und medienwirksam dagegen agitieren, nämlich leider auch nicht bieten.
Und noch einmal: Ja, AD(H)S gibt es. Es gibt Therpieeinrichtungen, die sehr sehr gründlich und umfangreich testen, bevor es auch nur eine einziges Rezept gibt. Es mag auch hier und da schwarze Schafe geben, die die Diagnose leichtfertig stellen. Aber wo gibt es keine Fehler auf dieser Welt? Ist deshalb gleich alles falsch? – Wohl kaum.
Annegret says
Dass es ADHS gibt, das bezweifeln -meiner Meinung nach- nur noch die wirklich ignoranten. Problematisch ist aber, was schon zuvor angesprochen wurde: dass Kindern, die einfach nicht in unser System passen und vielleicht etwas „anstrengend“ sind, schnell ein Stempel aufgedrückt wird. Das erleichtert dann nicht nur Lehrer, sondern spricht auch Eltern von ihrer Verantwortung frei „Mein Kind hat ja…“.
Ich bin Psychologin und wie oft sehe ich Kinder, die einfach einen falschen Input bekommen und wenn sie dann nicht funktionieren als „ADHS-Kinder“ abgestempelt werden. Das ist in unserer Gesellschaft ein großes Problem.
Was die Medikamente angeht, habe ich glaube ich beruflich bedingt eine etwas andere Einstellung. Medikamente sind wichtig und gut, allerdings sollte trotzdem die Therapie (VT, Ergo,..) an erster Stelle stehen, denn die Frage ist doch, wie das auf lange Sicht gehen soll: Soll ein Kind das ganze Leben Ritalin nehmen um funktionieren zu können? Ziel sollte es doch immer sein die momentane Leistungsfähigkeit und Teilnahme am Leben zu sichern (durch Medikamente) und dann gleichzeitig durch eine Therapie daran zu arbeiten, dass eben diese Medikamente irgendwann nicht mehr notwendig sind.. Denn wer möchte schon sein ganzes Leben von Medikamenten abhängig sein? Und DASS Ritalin auch Nebenwirkungen hat und es Langzeitfolgen gibt, die nicht wünschenswert sind, ist wohl Konsens.
(Im Übrigen ist es ganz interessant zu lesen, welche Krankheiten und Besonderheiten es bei euch alles so gibt… Ihr scheint irgendwie überdurchschnittlich von allem betroffen zu sein. Bücher über jegliche Krankheiten, würde ich da vermeiden, wer weiß worin man sich sonst noch so überall wieder erkennt und was irgendwelche Gegebenheiten im Leben endlich erklären kann 😉 )
metterschlingundmaulwurfn says
Liebe Annegret,
vielen dank für deinen Beitrag. Vor allem auch aus professioneller Sicht. Wir sind uns da wirklich in allen Punkten einig. Eine begleitende Therapie ist sinnig und wertvoll. Nebenwirkungen hat leider jedes Medikament, auch wir haben mit den falschen ADHS Tabletten schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, aber mit den richtigen können meine Kinder ihr Potenzial momentan ausschöpfen, ohne dass es ihnen schlecht geht. Meine große Hoffnung ist die Pubertät, wenn das Hirn sozusagen den nächsten Schub macht, um dann auf Medikamente zu verzichten.
Und ja, ich glaube ich wäre ein Fest für jeden Psychologen, haha. Zum Lesen habe ich zum Glück keine Zeit, Selbst Reflektion funktioniert aber doch auch so sehr gut bei mir 😉 Ich möchte mich aber auch gar nicht zu sehr mit meinen Problemen (die da vllt/bestimmt noch sind) beschäftigen, du verstehst das sicher 😉
Ganz liebe Grüße
metterschlingundmaulwurfn says
Du hast so recht. Auch ich würde meine am liebsten auf eine Waldorfschule o.ä. schicken, aber … die sind alle zu weit weg. Danke für deinen Beitrag. Ganz liebe Grüße <3
metterschlingundmaulwurfn says
Ich drück euch ganz doll. Bloß niemals den Kopf hängen lassen <3 Ich wünsch euch alles gute
metterschlingundmaulwurfn says
Es ist wirklich toll, dass es bei euch auch den gewünschten Erfolg hat. Ich wünsch euch das allerbeste. Ganz liebe Grüße – ich drück dich
metterschlingundmaulwurfn says
Wer will schon 08/15 😉 Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt. Und Jolina hat garantiert schon so manchen überzeugt <3
wortgeflumselkritzelkram says
danke schön. alles noch relativ frisch und tw auch noch schwierig. aber wir versuchen positiv zu bleiben.
Martina Berndt says
Hallo
Mir gefällt das was du geschrieben hast.
Ich glaube schon das es ADHS gibt.Was es leider auch gibt Lehrer die sobald ein Kind Auffällig ist sagen“ das Kind hat ADHS und braucht Medikamente.
Mein Sohn ist 11 Jahre und voll in der Pubertät,seit gute 3 Wochen im Stimmbruch und nach den Ferien ist er in der 6. Klasse.
Die 5.Klasse war für mich schlimm.Andauernd anrufe der Lehrer oder emails,eine Lehrerin hat mir den Spruch beim Elternsprechtag gesagt“Marvin hat ADHS und muss Medikamente nehmen geh zum pschlagen.“Nur da sind wir und es wurde nie erwähnt das er ADHS hat und Medikamente braucht.
NEIN
Er ist nie ein auffälliges Kind gewesen bis zum Wechsel von der 4 in die 5. Klasse.Da hat es angefangen.
Mich graust es eigentlich vor dem neuen Schuljahr .
Warum nehaben sich Lehrer das Recht raus zu sagen das Kind muss Medikamente nehmen?
Sie sollten sich mal überlegen was man mit Kinder die in der Pubertät sind am besten machen.
Nirgendwo hat er Probleme er spielt Fußball hat Freunde ist überall beliebt nur in der schule .Eine Noten sinder auch top.
SoWas ärgert mich dann das diese Krankheit für alles genommen wird
LG Martina
Sylvie says
Kommt mir alles bekannt vor- besonders auch der erste Absatz…ich weiß nicht, wie oft ich mir Sätze wie „Die Kinder haben nix, die Eltern haben nur keinen Bock, sich mit ihnen zu beschäftigen“, „Ritalin ist eine Droge“ oder „Schickt sie raus spielen, und das Problem ist gelöst“ anhören musste….
Bei uns kam zum Zappelphilipp noch die Emotionskontrollstörung dazu- wir mussten zusehen, wie unser lebensfrohes Kind immer mehr ins soziale Abseits rutschte und sich selbst dafür zu hassen begann, dass er nicht anders konnte. Trotzdem werden wir bis heute für unsere Entscheidung, eine Therapie zu machen und Ritalin zu geben, angegriffen.