Werbung (nur in den Bildern)
Ich verstehe, dass es bei sehr vielen sauer aufstößt, wenn sie hören, dass Kinder in einer freien Schule keinen Lehrplan haben. Sie nicht gezielt gefordert werden und „machen können was sie wollen“. Wie sollen die Kinder denn was lernen, wenn man sie nicht leitet?
Nehmen wir an, dein Baby, welches in Deutschland geboren wurde, lebt seit Geburt in China. Was meinst du, welche Sprache es sprechen wird? Deutsch oder Chinesisch?
Learning by doing
Hast du deinem Kind das krabbeln, laufen und sprechen beigebracht?
Hast du dein Kind, in seinen Interessen, geleitet?
Oder hast du es gefordert, als du gesehen hast, dass es zum Bsp. Dinos liebt?
Wenn es gerne malt, hast du Stifte, Farben und Papier angeschafft. Wenn es gerne tanzt, hast du Kinder Lieder CD’s besorgt. Wenn es gerne kocht, dann darf es dir „immer“ beim Essen machen helfen, oder?
Oder zwingst du dein Kind Fußball zu spielen, obwohl es Ballett lieber mag?
Zwingst du es sich wie eine Prinzessin zu benehmen, wenn es lieber auf Bäume klettert?
Und ich rede nicht von dem Moment – ich rede vom innigen Interesse eines Kindes.
Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Kinder, bis zu einem bestimmten Alter größtenteils selbst entscheiden können, was sie spielen und erlernen. Wir geben Input, wir bieten andere Dinge an, aber entscheiden, was die Kinder machen wollen, das tun sie doch meist selbst.
Und wer von uns hat alles Jungs, die alle Namen und Besonderheiten aller Dinos auswendig können? Mein großer konnte dies zum Bsp ab 4 – und ich habe wirklich so überhaupt keine Ahnung von Dinosauriern.
Wer hat alles Kinder, die schon mit 2 zählen oder Lieder auswendig singen können? Wer hat Mädels, die Tanzschritte wie die Stars können, und wer hat kleine Künstler zu hause?
Ich denke, du weißt, was ich damit sagen möchte: Kinder haben Interessen, und wenn Ihnen die Möglichkeit gegeben wird, diese intensiv auszuleben, dann lernen sie dabei. Automatisch. Mit Spaß. Und nachhaltig.
Was lernen Kinder in der Freien Schule überhaupt?
Das Angebot in einer Freien Schule ist enorm. So viel Material wie in unserer habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Und bei näherem hinschauen, hat jedes Spielzeug einen tieferen Sinn.
So lernen Erstklässler, beim verkauf ihrer selbst gemalten Bilder, im Kaufmannsladen, spielerisch nicht nur selbstbewusst ihre künstlerische Ader sondern auch den zwischenmenschliche Umgang und zudem rechnen. An einem Beispiel, welches sie auch für ihr Leben brauchen. Beim Einkaufen nämlich.
Oder sie planen eine Feier in der Schule, machen Umfragen, welche Süßigkeiten die Kinder gerne hätten und halten dies in einem Diagramm fest.
Der tiefere Sinn einer freien Schule ist es, den Kinder das beizubringen, was sie wirklich interessiert, sie anhand spielerischen Beispielen dazu zu bringen Dinge zu lernen, die man im Leben braucht -die sie für sinnvoll halten.
Denn, ganz ehrlich – wie oft saßen wir damals in der Schule und dachten uns:
„Und wozu brauche ich das Mal im Leben?“.
Durch das freie Lernen lernen die Kinder nachhaltig. Ich bin davon überzeugt, dass wenn man das lernt, was einen wirklich interessiert, man es auch nicht wieder vergessen wird.
Ganz oft habe ich nur für die nächste Arbeit gelernt, und danach war alles regelrecht „gelöscht“
– es sei denn, ich fand es wirklich interessant.
Und auch Sam kann noch immer (mit mittlerweile 8 Jahren) alle Dinosaurier und ihre Vorzüge benennen.
Der Abschluss
Damit auch die Freien Kinder den selben „Stand“ haben, wie die Kinder aus Regelschulen gibt es die Abschluss Prüfungen. Natürlich. Die Gesellschaft möchte ja noch Abschlüsse.
Als Freilerner oder als Schüler einer Freien Schule kann man jeden Abschluß machen, wenn man es denn möchte. Auch studieren ist kein Problem. Warum auch?
Wenn man etwas wirklich möchte, dann erreicht man dies auch.
Auch hier sei noch einmal erwähnt, dass es auch Jugendlichen zusteht eine externe Prüfung (an jeder Schule) zu machen, obwohl sie nie in einer Schule waren.
Um das alles noch einmal zu verdeutlichen:
Deutschland ist das einzige Land, in der wir eine Schulgebäudepflicht haben.
(Und ich rede nicht vom Bildungsrecht!)
Als ich das, das erste Mal gehört habe, bin ich fast vom Glauben gefallen. Und bin es dann auch.
Wenn man es schafft über den Tellerrand zuschauen, dann machen ganz viele Dinge plötzlich gar keinen Sinn mehr. Und „nur weil man das schon immer so macht“ (nämlich seit dem 2. Weltkrieg, dank Hitler) , heißt das ja nicht, dass das so richtig ist, wie wir es kennen.
Was ist nach dem Abschluss?
Eine berechtigte Frage, für Leute, die sich bis jetzt nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Umso schöner, dass auch Kritiker diesen Beitrag lesen 😉
Also holen wir mal die Schublade raus:
„Die spielenden Kinder werden es niemals in unserer Gesellschaft schaffen. Sie werden im System untergehen, weil sie nie gelernt haben mit Stress, Druck und Regeln klar zu kommen. Sie können nichts durchziehen und werden bestimmt Ausbildung und Co hinschmeißen.“
So. Nun frage ich mich: Warum müssen Kinder ab 6 Jahren mit Streß, Druck und Regeln klar kommen? Sie sind keine kleinen Erwachsenen! Kinder Burnout ist mittlerweile ein Begriff – und das ist erschreckend!
In unserem System schiebt jeder jedem die Schuld zu und keiner denkt an die, die wichtig sind – sonst hätte sich schon längst mehr geändert.
Und die, die es tun, nämlich zum Bsp. Schulen in freier Trägerschaft, werden scharf beschossen, und die, die ihre Kinder dort angemeldet haben, werden ständig kritisiert. Aus Unwissenheit. Aus Unverständnis. Weil man es so nicht kennt. Und was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.
Leute, die es geschafft haben über den Tellerrand zu schauen, die nicht nur schwarz und weiß sehen, die informieren sich, weil sie merken, das irgendwas nicht so richtig stimmt. Oder aber, dass es ja doch anders gehen kann.
Oder man stolpert da rein, so wie wir. (Beitrag folgt)
Nach dem Abschluss, um wieder auf den Punkt zu kommen, steht den Freilernern die Welt genauso offen, wie jedem anderen Kind auch.
Keiner weiß, was aus einem wird. Kaum ein Kind, welches heute aus der Schule entlassen wird weiß aber was es später werden will. Viele nehmen sich nach der Schule eine Auszeit, viele Berufsgruppen finden keine Auszubildenden, andere Berufsgruppen sind überlastet.
Und wer weiß, welche Jobs in 10-20 Jahren noch da sind? In Zeiten der Digitalisierung und des schnellen Wachstums ist eigentlich gar nichts mehr sicher.
Hat man noch vor 20 Jahren einen Job mit einem Hauptschulabschluss bekommen, muss man heutzutage für alles ein Abi haben. Aber was ist, wenn alle ein Abi haben? Der Spalt zwischen Arm und reich wird immer größer – Abi oder nicht Abi.
„Tja selbst schuld, dann müssen sie sich mehr anstrengen.“
Oder man tut das, was man liebt – in der freien Schule hat man ein Jahrzehnt lang Zeit sich in allen Möglichen Bereichen auszuprobieren. Man lernt was man liebt, und wenn man etwas liebt, dann tut man auch alles dafür es „für immer“ zu tun – also auch eine Ausbildung mit „normalen“ Schulbesuchen in dem Bereich. Man weiß ja wofür.
Die Findungsphase ( handwerklich, Musikalisch, Künstlerisch…) der Freilernen geschieht schon in der Schulzeit, nicht erst danach. Heißt: das selbstbewusstsein und das wirkliche Interesse an einem Beruf sind dann schon vorhanden.
Natürlich gibt es auch Schüler aus Regelschulen, die das wissen.
So oder so: jedem Elternteil ist es dank freier Schulwahl selbst überlassen welche Schule sie als Ideal für ihr Kind empfindet. Ausserdem finde ich auch nicht, dass es die perfekte Schulform für alle Kinder gibt.
Solange Kinder lernen, was wirklich wichtig im Leben ist, und dazu gehört auch gönnen können und fairnes, sich in die gegenüberliegende Seite reinzuversetzen und zu akzeptieren, dass es andere Ansichten und Meinungen gibt, dann ist es doch auch egal, welche Schule sie besuchen, Hauptsache sie sind glücklich.
Und unterforderte Kinder sind übrigens genauso unglücklich wie überforderte 😉
Auf den Fotos seht ihr übrigens die Maxomorra Herbst Kollektion 2017, die bekommt ihr zum Bsp bei Jättefint 🙂
Warum ich Maxomorra toll finde, hab ich hier schon beschrieben, in Kurzform: sie ist für unsere Lebensumstände wirklich perfekt. Kindgerecht, farbenfroh, und absolut strapazierfähig.
Sandy aka Kuschelwürmchen_selfmade says
Großartiger Artikel! Ich freue mich so für euch dass ihr diesen Weg gefunden habt! Mein kleiner hat erst gestern wieder gesagt:“Mama, ich geh dann mit 6 nicht in die Schule, ich kann ja jetzt auch schon lernen!“(er ist 4 und schreibt seit fast einem Jahr Zahlen und Buchstaben weil es ihm Spaß macht) und ich konnte ihn nur bestätigen und werde alles dafür tun dass er frei und mit Freude lernen darf.
Dagmar says
Schöner Artikel und ich kann alles bestätigen. Unser Mittlerer geht mit viel Freude auf eine Freie Schule, endlich, nachdem unsere Großen leider keinen Platz bekommen haben.
Und was anderes fällt mir noch bei deinem Artikel ein: Ich dachte, Maxomorra, Maxomorra, woher kenn ich das nur? Dann fiel es mir ein. Meine Jüngste war mehrere Tage nicht aus einer geliehenen Maxomorra-Jungsunterhose mit Äffchen drauf rauszukriegen, weil ihr die so gut gefiel. Leider gab es diese Unterhose nicht mehr, als ich sie für sie holen wollte. Sie nutzte sie in Thailand als Badehose.
Zum Thema Freie Schulen habe ich übrigens eine Gruppenpinnwand eingerichtet. Wenn du Lust hast, kannst du gerne mitpinnen.
Liebe Grüße
Dagmar
PS. Die Gruppenpinnwand: https://www.pinterest.de/KindheitInBewegung/gruppenpinnwand-freie-schulen/