Als ich zum 5. Mal schwanger wurde, war das erste und einzige was ich wusste: Diesmal wird alles gut.
Ich hatte keinen Schimmer wo dieser Gedanke her kam, denn ich rechnete damit, dass ich, falls ich jemals wieder schwanger werden sollte (und ich wollte eigentlich keine weitere Geburt) ich mich dann auf jeden Fall unters Messer begeben werde, komme was wolle.
4 Geburten hatte ich erlebt,4 mal waren sie komplett anders. Jedes Mal wurde es schlimmer. Alle wurden im Krankenhaus geboren, wo denn auch sonst? Das macht man doch so.
Geburtsbericht Nr.1
Meine erste Entbindung mit jungen 18 Jahren war eine Bilderbuch Geburt. Ich war unvoreingenommen, frei und „hart im nehmen“. Die Schwangerschaft war perfekt, die Geburt ebenso. Kaum Schmerzen, 3 Presswehen und schon war sie innerhalb weniger Stunden mithilfe meiner Vor.-und Nachsorge Hebamme Elke da. Welch Glück hatte sie gerade da Dienst. Wir beide haben das allein gerockt, ich fühlte mich sicher und vertraute ihr voll. Sie respektierte mich und nahm mich ernst.

Geburtsbericht Nr. 2
Meine 2. Entbindung, 4 Jahre später, ging schon fast zu schnell. Wir waren keine halbe Std im Krankenhaus, da war unsere Tochter schon da. Beim 2. Kind hielt ich mich als Profi und fuhr erst los, als es schon fast alles „zu spät war“. Ich hatte keinen Bock auf ewig lange Wartezeiten im Kh.
Als wir im Krankenhaus ankamen versuchte ich unter Presswehen glaubhaft genau dies zu vermitteln: Es geht JETZT los. Allerdings glaubte mir die zuständige Hebamme im Kh nicht und wollte mich erst noch ans CTG stecken. Zum Glück war meine Hebamme (die mich schon in der 1. Schwangerschaft und Geburt begleitete) gerade zum Schichtwechsel da und unterstütze mich: „Wenn sie sagt, es geht jetzt los, dann geht es jetzt los!“. Danke Elke. Alles ging gut, aber das man mich nicht für voll nahm nagte länger an mir, als mir bewusst war.

Geburtsbericht Nr.3
Trotzdem haben wir beschlossen direkt noch ein Baby zu bekommen. 1,5 Jahre später war es soweit und wir waren zur 3. Entbindung im KH. Dieses Mal scheinbar zu früh, denn die Wehen wurden im Kreisaal wieder schwacher. Die diensthabende Hebamme war ein Miststück und hatte nach ein paar Wehenarmen Stunden überhaupt keine Geduld mehr und sprengte die Blase – ohne Vorwarnung, ohne zu fragen „Damit wir mal voran kommen“. Natürlich gingen daraufhin die Wehen direkt stärker und in kürzeren Abständen hinterher. „Super“, dachte ich, „aber die wird schon wissen was sie tut“, auch wenn ich diese Hebamme echt gefressen hatte, aber ich war froh, dass es jetzt schneller ging und ich diese Person nicht mehr lange ertragen musste. Elke war damals leider nicht greifbar und ich unterlag dieser Frau, die mich behandelte als wäre ich 14, zu blöd zum verhüten und die mir vermittelte ich solle mich nicht so anstellen, ich wäre ja selbst schuld. Die Schmerzen waren aushaltbar, wenn auch, dadurch dass sie provoziert wurden, plötzlich da. Aber ich bin ja „hart im nehmen“ und schluckte, denn ich wurde so erzogen „ein Indianer kennt keinen Schmerz“.

Die Geburt kam ins Stocken, was ich daran merkte, dass der Kreissaal plötzlich mit mehr als 2 Hebammen und einem Standard Arzt voll war. Wie viele es genau waren, daran kann ich mich nicht entsinnen, ich schätze es waren 3 Ärzte, 10 Hebammen, die alle an mir rumdrückten, sich auf meinen Bauch warfen, mich anschrieben ich solle pressen – oder auch nicht, völlig egal ob ich gerade eine Presswehe hatte oder auch nicht. Mir wurden die Knie bis zu den Ohren gedrückt und ich wurde hin und her positioniert. Nach 2 Geburten war mir klar: Da stimmt was nicht. Weder mit mir noch mit meinem Mann wurde zu diesem Zeitpunkt kommuniziert, ich hatte zu befolgen was mir gesagt wurde. Als unser Sohn endlich geboren wurde – er war total blau und regungslos, war er sofort weg, samt den Ärzten und allen Hebammen. Wortlos wurden Olli und ich nach der Geburt komplett allein gelassen. Ich lag auf dem Bett, völlig irritiert und schickte Olli sofort hinterher, eine meiner größten Sorgen, neben „Bitte leb!“ war bis dahin: „Verwechselt nicht mein Baby!“, aber Olli wurde sofort aus dem Untersuchungsraum rausgeschmissen. Wir standen beide da und hatten im Kreissaal zu warten, bis man sich erbarmte und uns lasch mitteilte: „Alles gut, die Nabelschur war nur um den Hals, er muss nun noch für 2 Std in den Brutkasten bevor sie ihn haben können!“. Geschockt, aber erleichtert sind wir am nächsten Tag alle nach Hause.

Wir glaubten den Ärzten und Hebammen und waren einfach nur froh, da so heil rausgekommen zu sein. Erst Jahre später habe ich verstanden was an diesem Tag wirklich schief gelaufen ist.
In meinem Mutterpass stand dann etwas von #Schulterdyskotie . Von meiner Frauenärztin und meiner Nachsorge Hebamme hörte ich nur ein „😯 ohhh“ was das genau bedeutete wusste ich nicht. Ich war damals dabei und das hat mir gereicht.
Ich wollte das alles nur irgendwie vergessen.
Irgendwann später las ich dann mal was es hieß: mit den Schultern senkrecht steckengeblieben.

Ich bin KEIN Arzt und habe auch nichts in die Richtung gelernt außer das, was ich mir nun durch die #alleingeburt selber an Wissen beigebracht habe.
Und daher kann ich sagen, wäre die unnötige, voreilige und künstlich herbeigeführte blasensprengung nicht gewesen,wäre uns das erspart geblieben.
Ohne Fruchtwasser ist es für das Baby fast nicht mehr möglich sich zu drehen.
Es war nicht die Nabelschnur um den Hals, denn die versorgt das Baby trotzdessen noch ausreichend mit Sauerstoff, außer natürlich sie wird abgeklemmt.
Wie bei einer Schulterdyskotie, die übrigens mit die gefürchteste Komplikation unter einer Geburt ist.
Ich bin mir mittlerweile sicher: hätte man meinem Baby und mir die Zeit gegeben, die man für eine Entbindung braucht, wäre es nicht soweit gekommen.
Aber das habe ich erst in diesem Jahr begriffen. Bis dahin war ich froh im Krankenhaus entbunden zu haben, er hätte ja sonst sterben können …
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