Vor Jahren muss es eine Frau gegeben haben, die es gut meinte.
Wahrscheinlich sah Sie in ihrer Nachbarschaft, in ihrem Freundes.- und Verwandtenkreis, wie die Frauen lächelten, statt zu weinen. Das sie versuchen, alle Erwartungen zu erfüllen und sich zerrissen. Das Mann, Kind und Freunde alles als selbstverständlich hielten, und es sie kaputt macht. Sie sah… das sich jede nur etwas vormacht.
Und sie schrieb. Vielleicht sprach sie auch. Aber sie hatte definitiv eine Botschaft:
Du bist nicht allein, mir geht’s genauso beschissen.
Die Mädels horchten auf, hatten mit Sicherheit Tränen in den Augen, weil sie verstanden wurden. Weil sie langsam einsahen, dass sie nicht müssen.
Das Selbstbewusstsein der Frauen wurde wieder gestärkt, wir konnten wieder NEIN sagen.
Im Grunde war der Gedanke super.
Aber wenn ich heute durch Zeitschriften, Facebook und im TV schaue, dann seh ich nur noch eins:
Heulposts, von Müttern, die sich über ihre Kinder beschweren.
Und es kotzt mich echt an! Sätze wie:
„Ich wünschte manchmal, ich hätte keine Kinder bekommen“ –
„Meine Kinder machen mich fertig!“
„Weil mein Kind nicht in den Kindergarten geht, bin ich dem Burn Out nahe!“
„Ich habe die Schnauze voll!“
„Mein Kind hat sich im Laden auf den Boden geworfen – ich bin überfordert“
…
Warum tut man das seinen Kindern an? Warum erzählt man die peinlichsten, privatesten, unangenehmsten Dinge in der Welt? ÜBER seine Kinder!
Gebt die Welt in Kinderhände, denn sie wissen nicht was sie tun!
Richtig: Sie wissen nicht was sie tun. Schon gar nicht machen Kinder etwas „mit Absicht“ oder „extra“. Und schon überhaupt nicht „um mich zu ärgern“. Kinder sind keine gewissenlosen, tyrannischen Wesen, die auf die Welt kamen, weil wir es wollten, um uns in die Klapse zu bekommen. Du wolltest Kinder, ich wollte Kinder. Was wir aus ihnen machen, was aus ihnen wird, dafür sind wir verantwortlich. Ich für meine, du für deine.
Was ist aus unserer Generation geworden? Wir schimpfen aus allen Ecken über unsere Kinder.
Die Lehrer, die sagen, Kinder sind nicht mehr erzogen, sie sind überfordert. Kinder von heute sind zurückgeblieben, und nicht schulfähigen.
Von den Eltern, die ihre Kinder voll proppen, mit Terminen von Judo, Malkursen, Ballett und Fußball. Und in keinem der „Hobbys“ sind sie perfekt genug. Wie denn auch?
Es wird schon im Kindergartenalter schreiben und rechnen gelernt, damit sie in der ersten Klasse alles können. #wassollderscheiß? Es ist doch klar, dass sich die Kinder dann dort langweilen und abschalten.
Oder Eltern, die sich gar nicht kümmern können, weil das Leben nicht rosarot und mit beschissenem Glitzer ist. Weil man den ganzen Tag arbeiten und sein Kind abgeben muss, damit man sich den neuesten Scheiß kaufen kann, den man eh nicht braucht.
Die Medien, die sagen: Kinder sind Tyrannen … wir haben ja Sicher alle die Serie der Bücherwucht mitbekommen.
Kinder … können es uns nichts mehr recht machen. Sie sollen verdammt noch mal kleine Erwachsene sein. Erzogen (von wem, frage ich!), vernünftig, und ruhig.
Kind sein … bis 1 … das ist ok. Danach muss gelernt werden. Abgabetermin neuerdings: Tag 365.
Und es muss sofort gehorchen. Schließlich sind wir die Erwachsenen, auf uns muss gehört werden. Dumm nur, dass wir inkonsequent sind. #selbstschuld.
Und dann kommt Mama, und schreibt öffentlich über den letzten Ausrutscher und blamiert ihr eigenes Kind, indem es sagt: Ich schäme mich, mein Kind macht mich fertig.
Ernsthaft?
Ich schäme mich, für eine Generation von Eltern, die anscheinend größtenteils nicht nachdenken und das auch noch propagieren.
Eltern… was für Eltern gibt es eigentlich noch?
Die Scheinheiligen: Die mehr Schein als Sein sind, die perfekte InstaFeeds posten und zuhause geht es drunter und drüber.
Die Heulsusen: die ihre Kinder auf Teufel komm raus immer und überall bloß stellen, weil sie noch immer nicht gemerkt haben, dass der Zug „Dir gehts wie mir“ schon längst abgefahren ist – ODER – sie es einfach nicht raffen. Zeig mir eine, die sich bei ihrer Nachbarin ausheult. Keine wird das machen, das ist nämlich peinlich. #merkstewas
Die Burn Out Mütter: Weil sie die Scheinheiligen nachmachen wollen und kläglich scheitern. Weil dort eh alles gefaket und nicht machbar ist. #zeigefingerhoch
Die Unerzogenen: die einfach mal das komplette System umschmeißen wollen, wovon ich vieles befürworte, aber nicht alles machbar ist.
Tellerrandmütter:
sie schauen nach Links und rechts, nach oben und unten und manchmal sogar durch die Mitte, selten nach hinten – weil Vergangen.
Sie wissen, dass es immer mindestens 2 (aus)wege gibt,
dass sie nicht müssen, wenn sie nicht können,
dass sie auch NEIN sagen können,
und Aufgaben abgeben dürfen.
Eltern, die nicht nachmachen, weil sie Sie selbst sein wollen,
Mütter und Väter, die versuchen ihre Kinder zu verstehen, und fair (be)handeln,
die auf Augenhöhe argumentieren, die nicht auf das Niveau im Streit mit dem Kind herunterrutschen,
die sagen: „es ist mir scheiß egal, was die Nachbarn sagen, Hauptsache du bist glücklich!“
!!!
Und ich finde, wir sollten alle über den Tellerrand schauen, uns selber finden, uns muss egal sein, was andere denken, wir sollten uns nicht beeinflussen lassen, wir dürfen uns nicht von negativen mitreissen lassen, wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, und wir sollten IMMER hinter unseren Kindern stehen. Denn Blut ist dicker als Wasser. Finde dich selbst, dann bist du auch glücklich.
Reiß die Atemmaske runter und setze sie erst dir auf, denn wenn es dir nicht gut geht, dann kannst du keinem anderen helfen.
Ein Leben am Limit ist theoretisch Selbstmord, denn – dass wissen wir ja nun – haben wir alle nur eine begrenzte Kraftreserve.
Wir müssen mit uns im Reinen sein, dann klappt es auch mit allem anderen…
und dann (!) „müssen“ wir nicht auf das wertvollste, aber auch hilfloseste schimpfen was es gibt: unsere Kinder
(weil wir mit uns selber nicht klar kommen).
Denn sie sind unsere Zukunft.
#machtwasdraus
AC says
Herzlichen Glückwunsch zu deiner Sicht der Dinge und das du den Mut hast sie auch auszusprechen!!!
Laura says
Gott wie recht du hast! Ich habe das Gefühl das es im Moment ein Wettstreit ist. Welches Kind kostet mehr nerven und wie kann ich das am besten vekaufen . Heute las ich erst einen post indem der hashtag „arschlochkind“ vorkam , weil das 2 jährige den Blumentopf mit ins Bett genommen hat. Was ich auch total schlimm und entwürdigend finde , sind die Posts wo Zähne und Wutanfälle gezeigt werden. Was ist mit den Müttern los???
Nancy says
o.O Nicht dein Ernst! #arschlochkind ? Das ist wirklich mehr als traurig :.(
Tanja von Little-Post says
Sehr gelungener Beitrag, ich denke dass das Problem mit dem Rumnörgeln an Kindern aber ein grundsätzliches ist. Unsere Gesellschaft ist so übersättigt und vergisst dankbar für die Kleinen Dinge zu sein, deshalb wird an allen Enden rumgemeckert, was auch die Kinder miteinbezieht. Dabei sind doch gerade sie die Motivation für schlechte Tage, das was uns dazu bringt morgens aufzustehen und was wir einfach unendlich lieben. Das sollten sich manche Mütter ins Gedächtnis rufen.
Liebe Grüße,
Tanja