Ich gaaaanz atme tief ein, ein „oh nee“ schießt mir durch den Kopf und ich merke wie ich innerlich schon die Augen rolle. Ich werde dezent genervt, weil ich dafür eigentlich gar keine Zeit habe – weil ich doch noch so viel machen muss.
Das wissen sie doch. Es macht sich ja nicht von allein.
Und dann setz ich mich natürlich trotzdem mit hin und stehe zwischendurch immer wieder auf.
Weil da noch ein dreckiger Pullover auf dem Boden liegt, der natürlich in die Wäsche muss. Oder die Tasse, die in den Geschirrspüler will. Oder deine Geschwister nach mir verlangen, alle. Gleichzeitig oder der Reihe nach.
Und je länger das alles dauert, umso angespannter werde ich.
Weil, ich muss doch noch so viel machen.
Erwachsene haben halt auch keine Zeit zum spielen. Erwachsene müssen arbeiten, den Haushalt machen, essen kochen, den normalen Wahnsinn am laufen halten.
Aber spielen? Ohne Ergebnis, ohne Resultat, ohne ein „muss“ und/oder einer Verpflichtung? Einfach so? Frei und ungezwungen?
„Erwachsene haben keine Zeit zum spielen.“
Wo kommt dieses Mantra eigentlich her? Warum fällt es einem so, soo, soooooo schwer einfach da zu sitzen, im hier und jetzt? Wieso wird die innere Anspannung von Minute zu Minute immer größer und man fühlt sich „wertlos“? Als ob man seine Zeit verschwendet? Wieso ist es eigentlich nicht wichtiger mit seinem Kind zu spielen, als den Haushalt zu machen? Wieso wurden wir so darauf trainiert, dass wir denken arbeiten ist wichtiger, als NICHTS zu tun? Als sein Leben zu leben. Als zu spielen?
Wo kommt diese tiefe Abneigung her, wieso fühlt man sich, dann, wenn man mal nichts tut (was ein Ergebnis bringt) so schäbig? Als ob man etwas falsches getan hätte?
All diese Fragen habe ich mir vor einigen Jahren gestellt.
Und dann hab ich es einfach mal gemacht:
Scheiß auf den Haushalt, ich spiele jetzt einfach!
Ich habe 2 Dinge festgestellt:
- Der Haushalt wartet. Garantiert. Und Spontan kommt eh keiner vorbei, denn jeder hat sein eigenes Leben und seinen Haushalt, den er immer auf Vordermann bringt, falls mal jemand bei Ihnen spontan vorbei kommen sollte. Excuse me, wir haben 2023 und nicht mehr ’90ger wo spontan noch normal war.
- Je intensiver ich mit meinen Kindern spiele, umso mehr fühlen sie sich gesehen. Und das Resultat ist: sie klammern, fordern und rennen mir weniger hinterher. Einfach nur, weil sie gespürt haben, dass ich vollkommen bei und mit Ihnen gespielt habe. Und nicht 10 Sachen gleichzeitig gemacht habe. Ich selber möchte ja auch nicht nur eine Nebenbeschäftigung sein.
Als ich verstand, dass ich mehr Zeit für meinen Scheiß habe, wenn ich einfach intensiv und mir ausschließlich Spielzeit mit den Kids einräume, dachte ich, ich hab es verstanden.
Hatte ich auch. Trotzdessen ist Entwicklung ein Prozess. Und nur, weil ich es Verstanden hatte, hieß das nicht, dass ich diese Gewohnheit sofort ablegen konnte. Nein. Ich falle immer wieder in meine Rolle zurück und so ist jetzt gerade wieder dieser Zeitpunkt, nicht zuletzt, weil ich erst mit einer Freundin reflektiert habe. Jetzt ist es wieder Zeit, dass ich es mir bewusst mache und es malwieder ändere.
Meine Einstellung. Mein Verhalten. So oft und so lange, bis ich eine neue Gewohnheit habe mit meinen Kindern oder meinen späteren Enkeln zu genießen, indem ich einfach da sitze und konzentriert spiele.
Ja es ist ein Prozess. Eine Ent- WICKeL – ung. Schicht für Schicht. Also, liebe Mama’s da draußen, wenn du an dem Punkt bist, wo du merkst, dass du so nicht sein willst, dann hast du schon einen Großteil geschafft, denn du spürst dich. Du spürst, dass du das so nicht möchtest.
Versuche rauszufinden welche Glaubenssätze (bei mir: „Erwachsene haben keine Zeit zum spielen“) tief in dir verankert sind. Überdenke sie neu und dann gib dir genug Zeit aus dieser Gewohnheit auszubrechen und eine neue zu erschaffen. Denn davon profitieren deine Kinder, und die Kinder deiner Kinder, usw.
Streß dich nicht. Verzeih dir. Verzeih deinen Ahnen. Lass es in Liebe los. Du hast immer nach besten Wissen und Gewissen gehandelt, jetzt weißt du es halt besser. Gut so! Heute ist der Start deines neuen Lebens.
Namasté