Ich beobachtete vor einigen Monaten mein Kind, wie es total harmonisch und taktvoll zu jeder Musikrichtung tanzte und sich seine Laune dabei veränderte.
Bei melancholischen Liebeslieder war er traurig, bei Hartrock war er am ausflippen, bei Hip Hop war er richtig cool.
Und ich fragte mich: wie kann es sein, das Musik seine Stimmung so beeinflusst. Hörte ich doch im Gegensatz dazu, nur die Musik, wonach ich mich fühle. Oder, und so war es meist, ich hörte irgendwas nebenbei.
So gefühlt wie mein Kind, habe ich schon lange keine Musik mehr und ich achtete darauf wo ich sie im jetzt spürte. Da tippte keine Fußspitze mehr, da wackelte nur noch selten der Arsch (bevorzugt unter einer nicht zu unterschätzenden Alkoholmenge), dass ich mich rhythmisch zu Musik bewegte, das kam schon lange nicht mehr vor.
Und mein Kind konnte nie still sitzen, wenn Musik lief und das war schon immer so .
Wo fühlst du Musik?
Ich habe nach diesem Abend meine ganz eigene Theorie aufgestellt und viele Menschen befragt. Leider behielt ich recht.
Bevor ich dir verrate warum man erkennen kann wie sehr ein Mensch fühlt, bitte ich dich, dich selbst zu testen.
Such dir dein Lieblingslied raus, Kopfhörer rein, Augen zu und nun konzentriere dich nur auf das Lied. Sei im jetzt.
Hältst du es aus? Oder öffnest du ständig die Augen, um zu schauen, was gerade im außen passiert?
Wo spürst du die Musik? Geh in dich und schaue, was die Musik, in seiner ganzen Komposition mit dir macht.
Fühlst du sie am Kopf, als Vibration des Basses deiner Kopfhörer?
Fühlst du sie im Kopf?
In deinem Herzen? Deinem Bauch? Deinen Armen & Beinen? Spürst du die Gänsehaut, den Schauer, der dir über den Rücken läuft, siehst du Farben, bist du frei von Gedanken?
Und wenn du langsam zurück kommst, merkst du, wie dein ganzer Körper im Takt hin und her schaukelt?
Fühlst du wie du „fliegst“? Spürst du die Emotionen, die die Musik freisetzt? Kannst du sie zulassen?
Was macht es mir dir? Laufen dir vielleicht sogar die Tränen?
Falls alles zutrifft: Herzlichen Glückwunsch, das schaffen die wenigsten. Aber, es ist zu schaffen! Musik heilt die Seele, sie holt das hervor, woran wir innerlich arbeiten sollten: Gefühle zuzulassen.
Ich musste einsehen, dass ich viel zu lange verdrängt hatte.
Wegschob.
Ich habe gelocht und abgeheftet.
Es eingesperrt, eine Mauer nach der anderen gebaut, denn ich wusste: wenn ich das alles zulasse breche ich zusammen.
Ying & Yang
Ich lehnte meine guten Gefühle ab, weil ich sonst auch die negativen hätte annehmen müssen.
Das schlimmste daran war, es war mir nicht mal bewusst. Ich habe mich selber so sehr vernachlässigt, dass mir nicht mal auffiel, dass ich schon vor langer Zeit gestorben bin.
Aber die Zeit war reif.
Dank meines Kindes, was mich darauf aufmerksam machte, konnte die Musik das wieder bringen, was ich vor sehr langer Zeit verloren hatte.
Musik riss meine Mauern nieder, gab mir Kraft, ich schöpfte dadurch wieder Hoffnung, dass doch nicht alles so schlimm ist, wie ich dachte. Ich erwachte regelrecht und ließ es einfach zu.
Das gute, wie auch das schlechte.
Und das war ein wahnsinnig großer Schritt für mich, mich anzunehmen.
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