…ist das Monster was plötzlich unerwartet mitten in der Nacht über eines meiner Kinder her fiel.
Auf die Minute genau 3 Stunden nach dem einschlafen.
Sie schrie als würde sie extreme Schmerzen haben.
Ihre Augen waren voller Angst und doch so leer.
Sie erkannte mich nicht.
Blickte durch mich durch.
Sie weinte völlig hysterisch,
war aufgelöst und nicht zu beruhigen.
Bei jedem Versuch ihr näher zu kommen wurde es nur noch schlimmer.
Sie stand auf, rannte vor mir weg, schlug nach mir.
Mit immer noch leerem Blick.
Ihre Händchen zitterten, ihre Stirn klitschnass.
Ich konnte sie nicht in den Arm nehmen.
Ihre Stimme überschlug sich.
War so hoch, dass es nicht mal mehr ein fipsen war.
*
Ich war am weinen.
Was hatte mein Kind?
Warum konnte ich ihr nicht helfen?
Was ist nur los?
Sie reagiert nicht auf meine Stimme,
anfassen macht alles noch schlimmer.
Warum haut sie mich?
Was sieht sie in mir?
Sie träumt doch nicht nur?
Schlafwandeln?
Nein.
Sie hat ANGST.
Große Angst.
Ich bin völlig verzweifelt.
Habe mein Telefon schon in der Hand, wähle den Notruf.
Vllt ist sie krank?!
*
Dann Ruhe.
Sie fragt -zwar völlig ausser Atem und total verschwitzt – nach trinken,
trinkt und legt sich wieder hin, schläft weiter.
Als ob nichts gewesen wäre.
*
Ich hingegen starre sie an, bin völlig fassungslos.
Immer noch erstarrt, und sprachlos.
Die Tränen fließen über meine Wange,
aber ich bin froh das es vorbei war.
Die -ersten- schlimmsten 30 min meines Lebens.
*
Am nächsten Morgen frage ich sie, was denn los war.
Schließlich muss sie es ja wissen?
Nein, sie wüsste nicht wovon ich rede.
Sie weiß zwar, dass ich noch mal drin war, als sie was trank, aber sonst … nööööö.
*
Wie kann das sein?
Wie kann sie DAS nicht mehr wissen?
Es war eine halbe Stunde Terror.
*
In der darauffolgende Nacht war es wieder so.
Das selbe Spiel von vorne.
Dieses Mal habe ich nicht versucht sie zu beruhigen.
Dieses mal hat sie „nur“ geweint & geschrien, saß aber im Bett.
Sie sah trotzdem durch mich hindurch.
Aber ich war wohl keine „Bedrohung“.
Dann war es wieder vorbei.
Mein lächelndes Kind, was mich erstaunt anschaut, aber erfreut ist mich noch mal Nachts am Bett zu sehen.
Dann schlief sie wieder weiter.
Wieder wusste sie am nächsten Tag nichts davon.
Nach der 4. Nacht in Folge bin ich zum Kinderarzt.
Sie war gesund.
Kein Streß.
Keine Anzeichen auf irgendetwas.
Ein
könnte ein Nachtschreck sein
und wir waren wieder verschwunden.
Vor 9 Jahren wurde das Thema „Nachtschreck“ oder auch „Pavor Nocturnus“ noch totgeschwiegen.
Ich musste lange suchen und fand ein paar wenige Leidensgenossen.
Allerdings gab es auch nur Austausch, keine Hilfe.
Es gibt keine Hilfe.
Einige wenige Erkenntnisse, …es sei wohl vererbbar, später eventuell als Schlafwandeln zu beobachten.
Ich habe bemerkt, dass mein Kind es immer in Wachstumsschüben hatte.
Gelernt, dabei gelassen zu bleiben, hab ich nie.
Ich saß bei solchen „Anfällen“ immer dabei.
Paßte auf, dass sie sich nicht weh tut.
Aber lies sie.
Denn, bei jeder Berührung wurde es schlimmer.
*
Was man damals schon wusste, ist, dass es vor der REM Phase passiert.
Praktisch vor dem Träumen.
Es ist keine Krankheit.
Aber was genau, dass weiß man anscheinend heute noch nicht.
*
Bei uns hat es sich verwachsen, mit ca. 7.
Dann fing Kind 2 damit an, gerade 2 geworden.
Aber in milder Version.
5 Minuten wimmern ohne schlagen und treten.
Sie konnte ich anfassen.
Aber auch sie hatte diesen leeren Blick.
*
Das einzige was man tun kann, ist… nichts.
Nicht einmal die Kinder darauf ansprechen.
Wenn sie wieder aus dem Nachtschreck herauskommen, dann tut so, also ob ihr gerade ins Zimmer gekommen seid.
Stellt euch mal vor, eure Mutter säße die ganze Nacht vor eurem Bett 😉
Schon komisch, oder?
Denn ihr seid ja gerade erst wach geworden.
*
An alle Betroffenen: Seid einfach da.
Dani says
Nachtschreck kennen wir auch. Ich war anfangs auch geschockt, als mein kleiner schrie und um sich schlug. Bei uns hat es sich zum glück auch verwachsen .
Vg dani
Fenna says
Puh…. Ja das kenne ich sehr gut. Mein Knopf war immer schon ein schlechter Schläfer und schläft jetzt erst seit ein paar Monaten unregelmässig durch.
Auch der Nachtschreck begleitet uns seit er etwa 1.5 J. Alt war… Am schlimmsten finde ich, dass ich nichts machen kann… Und ihn nicht mal in den arm nehmen darf. Denn erst dann wird er richtig wild… Und gefährlich für sich.
Ich bleibe aber auch immer da.
Liebe Grüsse
Karsten Wachtmann says
Ich bin etwas geschockt und gleichzeitig erinnere ich mich, dass unsere Tochter nach einem halben Jahr anfing jede Nacht zu weinen und das ca. 3 Jahre lang.
Gruß
Sabrina says
Danke für den Artikel. Der Umgang damit als Eltern ist wirklich schwierig. Unser Kinderarzt wusste aber sofort, was los ist. Die Nachtschrecks sind intensiver, häufiger und länger geworden. Anfänglich nur ein leichtes aufweinen. Inzwischen Schlafwandelt sie leicht.
Auch ich sitze das eine oder andere mal weinend daneben. Was beruhigt zu wissen ist, dass sie es nicht mit bekommt. Sie wird jetzt drei. Das wird wohl leider noch eine Zeit so bleiben.
Alles Gute
madameflamusse says
Ich befasse mich viel mit dem Thema Transgenerationale Traumavererbung, Kriegsenkel usw. Kenne Menschen die das geträumt haben was z.B. Ihre Eltern erlebt haben lange vor Ihrer Geburt. Ich kann mir vorstellen das es was mit dem Ahnengedächtnis, der Vererbung zu tun hat. Vielleicht kann man sowas mal aufstellen, oder überhaupt mal in den früheren Generationen schauen. Die Traumwelt ist schon oft eine Art Zweitwelt.
Vielleicht ist es auch ein sehr aktiv und kreativ arbeitendes Gehirn…
Traumatisierte Patienten, eben PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) haben durchaus auch Nachts Backflash und können dann wie in Trance durchdrehen (Kriegsveteranen). Kinder elben glaube ich oft unterdrücktes der Ahnen/Eltern aus… wie als wären Sie noch magisch verbunden mit einem Wissensfeld…
Beatrice says
Ich kenne das von meinem Sohn. Immer mal wieder taucht das auf. Beim ersten Mal hab ich versucht ihn zu wecken. Also ich dachte ohnehin er sei wach, aber er war nicht ansprechbar. Mittlerweile kennen wir das. Ich bin dann da und warte ab, bis der Nachtschreck vorbei ist. Der Sohn kann sich morgens auch an nichts erinnern.
Unsere Mittlere hat das auch, aber weint dann nur kurz. Sie setzt sich auch im Bett auf und „guckt“ sich um. Aber sie bekommt auch nicht wirklich mit, dass man da ist.
Eine verrückte Geschichte, aber anscheinend ja öfter, als man glaubt und offensichtlich harmlos.
Ich beobachte den Nachtschreck immer dann, wenn viel los war oder aber ein Wachstumsschub läuft.
metterschlingundmaulwurfn says
Liebe Beatrice,
Genau die beiden Auslöser hatten wir auch, leider kann man das nie ganz verhindern. Ich wünsch Dir weiterhin starke Nerven :* Liebe Grüße
metterschlingundmaulwurfn says
Hallo du liebe,
Das könnte eine Möglichkeit sein, die wir wohl aber nie herrausfinden werden. Ganz liebe Grüße
metterschlingundmaulwurfn says
Liebe Sabrina, Ganz oft habe ich schon gelesen, dass je heftiger die „Anfälle“ auftrehten, sie dafür weniger (Jahre) andauern. Aber jedes Kind ist anders. Welch Glück, dass euer Kinderarzt sofort wusste, was es ist. Ohne dieses Wissen, ist man am Ende. Ich wünsch dir ganz starke Nerven <3 Liebe Grüße
madameflamusse says
also in Aufstellungen kann man viel herausfinden, is nur eine Sache jemand guten zu finden. Ich hab inzwischen sehr gute Erfahrungen mit alternativen Sachen gemacht. Oft hilft schon eine Beschäftigung mit der Familiengeschichte weiter. Manchmal komtm man durch kleine Impulse, Gedanken usw auf interessante Sachen. Beobachte mal was da so bei Dir auch hoch kommt. Falls Du magst. Alles Gute
annitiana says
Hallo ihr Lieben
Ja das mit dem Nachtschreck kenne ich auch. Ich hab damals einfach angefangen zu singen und irgendwann war sie wieder da. Ich hab dann gleich nachgelesen was das war und es kam auch noch ein paar mal vor. Mittlerweile zum Glück nicht mehr.
uli says
Nachtschreck kenn ich auch von meiner Tochter: ich habe ihr Stramonium (Stechapfel) Globoli gegeben – wurde mir in der Apotheke empfohlen – und was soll ich sagen, es wurde weniger und irgendwann war es weg.
Nachtschreck ist in der Regel für die Eltern schlimm, aber nicht für das Kind, weil es eigentlich nur „Reizüberflutung“ verarbeitet und anderes wie beim Albtraum sich an nichts erinnern kann. Alles Liebe, Uli
Nina says
Das kenn ich auch. Von meinem MANN. Er ist seit seiner Kindheit betroffen, gehört zu den wenigen Menschen, die den Nachtschreck nicht mit der Kindheit haben gehen lassen können.
Anfangs hat mir das furchtbare Angst gemacht und viel Kraft gekostet. Inzwischen kann ich sehr gut damit umgehen und weiß auch meistens, was ich tun muss, damit er zur Ruhe kommt und sich wieder hinlegt.
Auch er hat Angstattacken in diesen Momenten, auch seine Augen sind leer und panikerfüllt.
Wichtig ist: Man kann lernen, damit umzugehen. Als Betroffene, als Eltern oder Partner. Ruhe bewahren ist wichtig und Geduld. Und vor allem: Geht ein Stück weit auf die Situation und die „Geschichte“ ein, in der der Betroffene gefangen ist. Nehmt die Ängste in dem Moment ernst, wenn sie erkennbar sind. Und lasst sie merken, dass ihr für sie da seid. Der Rest geht fast von selbst.
Alles Gute!!
Nina
Gabriela Dönau says
Danke für deinen tollen Bericht! Es hilft bestimmt vielen Betroffenen, wenn sie lesen, dass es anderen auch so geht 😉
Ich war damals, als es bei meiner Tochter passierte, genauso schockiert und hilflos, vorallem , weil sie so aussah, als ob sie wach wäre……war sie aber nicht!
Sie schrie auch wie am Spieß und ich konnte mich ihr auch nicht nähern. Sie sah mich an, als wenn ich ein Monster wäre,aber auch irgendwie durch mich hindurch. Manchmal zeigte sie mit total wirrem Blick in irgendeine Ecke und schrie immer „da,da,da“
Es war wirklich eine beängstigende, ja schon regelrecht gespenstische Situation, sie sah so aus , als wenn sie von irgendetwas besessen wäre 🙁
Und das Schlimmste war wirklich, das man nix machen konnte!
Unser Kinderarzt sagte uns zum Glück auch gleich, dass es der Nachtschreck, auch Pavor Nocturnus genannt, sein könnte und ich solle mal ein wenig googlen.
Dort fand ich dann zum Glück auch gleich passende Beschreibungen zu dem von mir Erlebten.
Leider kann man wirklich nichts machen, nur dasein und abwarten.
Bei uns waren die Anfälle unterschiedlich in der Intensität, manchmal ganz schlimm, manchmal nur kurz und relativ „harmlos“,
Auch die Abstände waren sehr unterschiedlich, wobei sie in jüngeren Jahren schon häufiger waren, oft auch mit einem Infekt gekoppelt, so dass ich beim ersten Mal dachte es liegt am Fieber. Aber auch ohne Fieber oder Infekt traten sie auf.
Später wurden sie seltener und ich dachte so mit 7 Jahren, es wäre vorbei.
Aber sie bekam danach auch noch ab und an solche Anfälle, zwar selten und weniger dramatisch,aber auch nochmal vor ca. einem 3/4 Jahr mit 11 Jahren.
Als sie älter war, konnte sie sich manchmal ein wenig an die Geschenisse erinnern, wenn sie aus dem Schreck raus war.
Sie erzählte mir dann z.B. dass die Bettdecke ganz hart und spitz war und ihr weh getan hat, oder das da etwas Schreckliches in der Zimmerecke war…….aber alles immer sehr konfus und nicht wirklich erklärbar.
Allen Betroffenen kann ich sagen, bewahrt Ruhe,seid einfach da und wenn die Mäuse noch klein sind, am besten am nächsten Tag auch nicht weiter ansprechen, denn das macht ihnen noch mehr Angst, weil sie sich wirklich nicht daran erinnern können.
Ich wünsche allen die noch mittendrin stecken gaaaaanz viel Kraftes durchzustehen! 😉
LG Gabriela
Malou says
Hallo, unsrer Sohn war auch ab dem 3. Lebensjahr bis zum 5.Lebensjhar betroffen. Unsere Kinderäztin empfahl Passiflora comp., Globuli velati – die haben wirklich wunderbar geholfen – vor dem Schlafen bekam er 8 Kügelchen und schnell war der Schreck besiegt.