Jeder hat’s wahrscheinlich mitbekommen: Die Elefanten des Hannover Zoo’s waren die letzten Wochen Gesprächsthema Nummer eins. Auch ich war schockiert und entsetzt, als ich das Video sah. Für mich war die Sache klar: Da gehen wir nicht mehr hin.
Zum Glück lass ich mich meist nur kurzfristig mitreissen und versuche dann beide Seiten zu sehen, schließlich applaudiert man ja auch, wenn in einer Fernsehshow ein Hund, mit Ball auf der Nase, auf einem Seil balanciert. Und kaum einer fragt, wie der das erlernt hat… Denn ein natürliches Verhalten ist das mit Sicherheit auch nicht.
Ich für meinen Teil dachte mir, ich möchte es selber sehen, denn lesen und hören kann man viel. Daher habe ich den Zoo Hannover um einen Pressebesuch gebeten, der auch sofort zugesagt wurde.
Ausserdem habe ich den Hannover Zoo sowie Peta um ein Interview gebeten, diese findest du dann ganz unten.
Für mich gab es zu viele Unstimmigkeiten; zu viele Fragen, die ich versuche in diesem Beitrag zu beantworten, denn auch euch nimmt das Thema anscheinend sehr mit und ich hinterfrage gerne.
unser Besuch im Hannover Zoo
Das letzte Mal waren wir vor 4 Jahren dort, damals haben wir uns keine Show angesehen, denn mir ist bewusst, dass alle Tiershows, sowie Zirkusse, kein natürliches Verhalten von Tieren ist, daher haben wir so etwas schon immer gemieden. Durch die Vorwürfe haben wir dieses mal allerdings eine Ausnahme gemacht und uns die Robbenshow angesehen. Die Show war mit rund 20-30 min relativ kurz angesetzt, die Robben haben kleinere Kunststücke gemacht, sind durchs Wasser gesprungen, haben gewunken usw. Ich schaute natürlich genauer hin und schwanke zwischen, „Ja die Robben müssen zu ihren Trainern vertrauen haben, so etwas erreicht man zum Bsp durch spielen.“ (Es wurde erklärt das die Robben anhand eines Stabs, wo ein Ball drauf ist, trainiert werden und so die Kunststücke erlernen, weil sie dem Ball hinterher wollen). Wie und ob man das besser oder anders machen kann, darüber kann und werde ich nichts sagen, denn dafür muß man diese Tiere studiert haben.
Der Zoo Hannover ist sehr sauber, man findet wirklich keinen Müll und auch die Mülleimer sind nicht überfüllt. Komischerweise sind mir aber auch keine Angestellten aufgefallen, die mit Müllbeutel rumlaufen. Die Sauberkeit scheint sehr gut organisiert.
Ausserdem ist der ganze Park ganz wundervoll und Länderspezifisch durchdesignt. Man bekommt ein leichtes Gefühl wie es so sein soll, in den Ländern, wo die Tiere her kommen.
Auch die Gehege der verschiedenen Tiere sind sehr gepflegt und wunderschön gestalten. Nur bei wenigen hat man das Gefühl „haben die überhaupt genug Platz?“.
Die Tiere an sich machten einen entspannten Eindruck, ausser die Ziegen, die aber wirklich unter dauerstreß stehen müssen, weil die Besucher sie streicheln und füttern dürfen. Viele kleine Kinder, die zum Teil auch Angst haben, wirbeln den ganzen Tag um sie herum, ja auch meine. Die Ziegen sind zwar stürmisch aber nicht aggressiv. Ich bin da ja immer so ein schisser.
Natürlich haben wir auch die Elefanten besucht und uns das Gehege noch einmal etwas genauer angeschaut. Dabei haben wir zufällig ein Gespräch von Gästen gehört, indem sie erzählten, dass sie es echt schlimm finden, dass so viele Besucher einfach den Tieren, vor allem den Elefanten, essen ins Gehege schmeißen. Oder Steine.
Und dann frag ich mich: Sind einige Besucher des Zoo’s nicht auch eine Gefährdung der Tiere? Wie oft hat man in letzter Zeit von Tieren gelesen, die durch die Besucher von Steinen erschlagen wurden?
Bevor man den Zoo verläßt bekommen die Kinder noch mal die Chance einen riesigen Spielplatz zu entdecken. Direkt daneben gibt es eines der Kaffees, wo man noch mal schnell nen Kaffee oder was zu essen holen kann.
Unseren Kindern hat der Besuch im Zoo Spaß gemacht, sie sind begeistert von den Tieren, die sie sonst nur aus Büchern kennen. Wir als Erwachsene stehen im Zwiespalt. Ich finde es erschreckend, dass manche Arten nur noch im Zoo eine Überlebenschance haben, weil der Mensch sie schon so weit abgeschlachtet hat, dass es keine andere Wahl mehr gibt. Ich verstehe den Bildungsauftrag der Städte (falls es so etwas gibt) aber uns tun auch die Tiere leid, die leider für immer in Gefangenschaft leben müssen, weil es in freier Wildbahn (nicht mehr) möglich ist.
Natürlich befürworte ich nicht die Methoden wie Elefanten trainiert werden, im Gegenteil, auch mir blutet da das Herz. Aber wie es immer so ist:
Wo keine Nachfrage, da auch kein Bedarf!
Und hier sollten wir uns dann alle mal fragen:
WARUM gibt es Zirkusse und warum denken bzw. dachten die Zoo’s, sie müssten auch Shows machen? Sind wir nicht alle dafür verantwortlich, dass Tiere (im allgemeinen) Qualen erleben müssen, damit die Spezies Mensch sich unterhalten fühlt?
Und ich weiß eines ganz sicher: wieder wird es bei der nächsten TV Show Standing Ovation gegeben, wenn ein Tier eine unnatürliche Sache im Tüttütüüü auf der Bühne tanzt, weil … es ist ja soooo süüüüüüß.
Und genau HIER ist das Problem, was erkannt gilt: Viele von uns tragen eine Mitschuld.
Ob sie nun alle 5 jahre in den Zoo gehen. Oder in den Zirkus, oder alle 2 Jahre Känguruh Steak essen, wir eine Plastiktüte kaufen, oder es goil finden einen Safari mitzumachen, wo es erlaubt ist einen Löwen zu schießen. Oder wenn Mann sich denkt Nashornpulver wäre erregend oder man Hokuspukus mit Elefantenhorn machen kann. Vieles von dem was wir tun, tun wir unbewusst, ohne darüber nachzudenken, und wenn nicht gerade ein Medialer Aufschrei (so wie nun von PETA kommt) dann denkt auch kaum einer darüber nach.
Das Problem liegt viel tiefer, daher ist es wichtig, dass die Menschheit endlich erkennt, wie sie mit der Erde und den Tieren umgeht.
Interview Zoo Hannover
Seit wann genau gibt es keine Shows mehr?
Im Zoo Hannover gibt es seit 2013 keine Elefantenshows mehr. Früher fanden diese täglich zu festen Uhrzeiten statt, wurden den Zoobesucher angekündigt, folgten einem festen Ablauf und wurden durch eine Moderation für das Publikum begleitet.
Warum wurden die Shows eingestellt?
Vor einigen Jahren hat der Zoo Hannover entschieden, solche Darbietungen unserer Elefanten, die zur Unterhaltung der Zoobesucher dienen, nicht mehr durchzuführen. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es aber, unsere Besucher für die Tiere zu begeistern und für die Probleme z.B. in Bezug auf den Lebensraum zu sensibilisieren. Daher stellen die Tierpfleger die Herde bei einer täglichen kommentierten Fütterung um 12 und 15.30 Uhr vor, berichten über die Biologie, das Sozialverhalten und Ökologie der Tiere sowie ihre Bedrohung in freier Wildbahn. Ein Informationscenter im Dschungelpalast geht weiterführend auf die Situation der Elefanten in freier Wildbahn ein und zeigt die Arbeit des Biodiversity and Elephant Conservation Trust auf Sri Lanka, der von uns bei seiner Arbeit vor Ort unterstützt wird.
Warum wurden die Elefanten so trainiert?
Für die Pflege, medizinische Versorgung und Beschäftigung der Tiere ist es dennoch wichtig, bestimmte Abläufe in Trainingseinheiten einzuüben. Die Übungen dienen einzig dem Training und der Beschäftigung der Elefanten. Sie finden daher unregelmäßig, unangekündigt und vollkommen unabhängig von den anwesenden Zoobesuchern statt. Es gibt auch keinerlei Moderation oder Kommentierung.
Das tägliche Training und warum es so wichtig ist, haben wir hier erklärt: https://www.zoo-hannover.de/de/content/elefanten/training
Es wird oft behauptet die Elefanten hätten nur Beton zur Verfügung, die Wiese weiter hinten ist kaum als diese erkennbar – ist ein Ausbau (mehr grün) geplant?
Die Elefantenanlage hat verschiedene Sandböden, Säulen zum Scheuern, ein Badebecken und diverse Möglichkeiten zur Beschäftigung, unter anderem die Futterbälle im hinteren Bereich der Anlage. Ein Ausbau der Anlage ist geplant und wird nach dem Umbau der Bullenanlage ab 2018 erfolgen.
Wo sind die Elefanten Nachts untergebracht?
Die Elefanten verbringen die Nacht in der Herde im Stall, wo sie auch ihr Hauptfutter bekommen.
Interview mit Peta
Laut Peta stammen die Aufnahmen vom Herbst 2016, dies wäre aber nun auch schon ein halbes Jahr her.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung liegt vollkommen im Rahmen einer größeren PETA-Recherche. Nachdem wir die Aufnahmen erhielten, arbeiteten wir mit Hochdruck daran, diese auszuwerten. Es handelt sich um mehrtägige Aufnahmen, die sehr viele Informationen enthalten. Es wurde auch eine unabhängige international renommierte Elefantenexpertin zur Auswertung herangezogen. Ferner mussten alle Veröffentlichungen von verschiedenen Abteilungen, zum Beispiel von unserer Rechtsabteilung, geprüft werden.
Laut Zoo Hannover werden seit Jahren schon keine Shows mehr gemacht. Wie kann es zu so einem Missverständnis kommen?
Es handelt sich hier um kein Missverständnis. Vielmehr täuschen die Hannoveraner Zooverantwortlichen die Öffentlichkeit (ja, auch das machen Zoos) und behaupten, die Elefanten würden nicht misshandelt und es würden keine Zirkustricks antrainiert – obwohl die Aufnahmen das Gegenteil belegen. Die Quälerei der Elefanten im Zoo dauert schon seit vielen Jahren an und war der Geschäftsführung auch bekannt. Schon im Jahr 2005 informierte der renommierte Verein Elefanten-Schutz-Europa e.V. die Geschäftsführung über wiederholte Schläge für Elefanten. Bitte schauen Sie sich den Bericht des Vereins von April 2017 hier sowie den damaligen Artikel „Zoo Hannover – Elefantenkälber im Circustraining“ in deren Fachmagazin hier an. Trotz der Berichte über Schläge für die Elefanten sprach die Zooleitung schon damals von „großer Zuneigung“ für die Tiere und die Vorwürfe wurden von der Geschäftsführung abgestritten und als unbegründet abgetan.
Seit dem ersten Tag der PETA-Veröffentlichung Anfang April verfolgt die Geschäftsführung leider genau dieselbe Strategie. Trotz der eindeutigen Aufnahmen versuchen die Verantwortlichen erneut, die Vorwürfe zu verharmlosen und abzustreiten. So spricht der Zoo auf seiner Facebook-Seite aktuell von Liebe und Vertrauen für die Elefanten. Die Parallelen zu 2005 sind verblüffend. Dass der Zoo weiterhin abstreitet, dass die Elefanten misshandelt werden, ist angesichts der Aufnahmen abwegig. Wir sind sehr besorgt darüber, weil die Elefanten weiterhin Menschen ausgesetzt sind, die durch ihr Verhalten und ihre Aussagen gezeigt haben, dass kein Interesse besteht, wirklich etwas zu ändern. Wir haben die Videoaufnahmen – schon vor der ARD REPORT-Sendung – zusammen mit unserer Strafanzeige der Staatsanwaltschaft Hannover übersandt, um eine unabhängige Aufklärung zu erreichen. Ein Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen des Zoos Hannover wurde daraufhin eingeleitet. (Az.: NZS 4503 Js 31260/17).
Stattdessen behauptet die Geschäftsführung, es würden keine Zirkustricks mehr antrainiert und es handele sich um Training für medizinische Untersuchungen. Ich bitte Sie diesbezüglich, dieses kurze etwa einminütige Video anzuschauen. Sämtliche Aufnahmen in diesem Video stammen vom September und Oktober 2016. Es zeigt neben den Misshandlungen das Stehen auf zwei Hinterbeinen, das Drehen auf einem Podest oder das Sitzen auf dem Hintern, während der junge Elefant dabei beide Vorderbeine hochhalten muss. Diese Bewegungsabläufe dienen keinen „medizinischen“ Zwecken, sondern es handelt sich um klassische Zirkustricks, wie Sie in fast jedem Zirkus mit Elefanten zu beobachten sind. Das bestätigt nicht nur die weltbekannte Elefantenexpertin Carol Buckley, sondern auch der Verein „Elefanten-Schutz-Europa“ in seiner Pressemitteilung vom 6. April 2017, woraus ich zitiere: Seit Abschaffung der Elefantenshow vor einigen Jahren müssen die Elefanten im Rahmen der stattdessen eingeführten „Kommentierten Fütterung“ Circustricks vorführen.
Warum wurde im Video um Spendengelder gebeten, aber nicht um Aufklärung (im Sinne von „Teilt bitte“).
Unser zeitgleich mit dem Sachverhalt veröffentlichtes Video auf www.peta.de/Zoo-Hannover, welches auf Facebook mehrere Millionen Ansichten erreichte, enthält am Ende einen Appell, den Tieren mittels der Online-Petition auf www.peta.de/Zoo-Hannover seine Stimme zu geben. Ein Spendenaufruf ist darin nicht enthalten. Gleichwohl sind wir auch für finanzielle Unterstützung dankbar, weil unsere Recherchearbeit Kosten verursacht.
Wichtig ist mir abschließend zu erwähnen, dass Zoos – mit oder ohne Elefantenmisshandlungen – nach unserer Auffassung keine tiergerechte Umgebung bieten. Zoos tragen auch nicht zur Bildung bei oder zum Artenschutz. Die Gründe, warum wir Tierfreunde bitten, Zoos zu unbedingt meiden, haben wir auf www.peta.de/ZooIrrtuemer in Kurzform und auf www.peta.de/Zoo-Hintergrund ausführlich dargestellt.
Ich habe bei You tube ein Video vom Januar 2017 gefunden, welches Peter Höffken von der PETA Deutschland e.V. als „kommentierte Fütterung“ meinen könnte. Ich wollte kein eigenes von der Zeit nach den Vorwürfen drehen, sondern eines zeigen, welches aus der Zeit davor stammt. Allerdings bleibt mir noch die Frage „Wenn vor einem halben Jahr schon gewusst wurde, dass es sich nun um eine kommentierte Fütterung handelt, warum ist dann noch immer die Rede von Elefanten Show?“
Frank Albrecht says
Ihre Frage: Ich habe bei You tube ein Video vom Januar 2017 gefunden, welches Peter Höffken von der PETA Deutschland e.V. als „kommentierte Fütterung“ meinen könnte. Ich wollte kein eigenes von der Zeit nach den Vorwürfen drehen, sondern eines zeigen, welches aus der Zeit davor stammt. Allerdings bleibt mir noch die Frage „Wenn vor einem halben Jahr schon gewusst wurde, dass es sich nun um eine kommentierte Fütterung handelt, warum ist dann noch immer die Rede von Elefanten Show?“
Antwort: Weil in den für alle öffentlich zugänglich veranstalteten Zoo-Gefangenschafts-Shows diese „Zirkusdressuren“, weil es offiziell ja angeblich keine mehr gibt, nicht zu sehen sind. Die jetzt bekannt gewordenen brutalen Dressuren sind ja nicht öffentlich durchgeführt und von jemanden heimlich worden. Sehr gut möglich, dass PETA die Aufnahmen nicht selbst gemacht und erst nach dem Januar die Aufnahmen zugespielt bekommen hat.